Handwerker erstürmen das Gemäuer

Die Sanierung von Burgschwalbach beginnt am Montag: LBB informiert über das millionenschwere Vorhaben

 

„Wenn wir hier mit der Instandsetzung der Burgschwalbach anfangen, dann machen wir es richtig oder gar nicht“ war die einhellige Botschaft, die Rainer Simon vom LBB (Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung) mit Nachdruck den interessierten Anwesenden während des inzwischen bereits dritten Informationstermins plausibel machte.

 

Burgschwalbach. Am kommenden Montag geht es los. Es tut sich was, in und um die imposante Burganlage aus dem 14. Jahrhundert aus dem einst respektablen Besitz der Katzenelnbogner Grafen. Wie dringend und wichtig der Erhalt des sich im Landesbesitz befindlichen historischen Gemäuers in Burgschwalbach letztendlich ist, darüber informierte die betreuende Architektin Kerstin Neeb aus Niederneisen anhand von Plänen und mit detaillierten sachkundigen Ausführungen, die von Schadensermittlungen bis hin zu angepasstem Mauergestein, hochverdichtendem Mörtel sowie festigenden Schlämm- statt Verputzmethoden führte. Sogar die Farbgebung der restaurierten Fassade wurde angesprochen, was aber zu diesem frühen Zeitpunkt noch zu keinem endgültigen Ergebnis führte.

 

Nach der Bestandsaufnahme im Jahre 2008, einer ausführlichen Information der Instandsetzung der teilweise schadhaften und ausgebrochenen Mauerstellen und dem Gesamtbild des Gebäudes im Jahr 2009, folgte nun im dritten Informationsgespräch die frohe Botschaft des Beginns einer längerfristigen Generalsanierung. Dass Baugerüste das Gesamtbild der Burg beeinträchtigen, ist nach dem einstürzenden Gesims im westlichen Mauerwerk nicht neu. Doch nun verkünden bald noch mehr Gerüste, dass sich etwas bewegt. Die Burg bleibt erhalten, wird gründlich und aufwendig saniert, und viele kluge Köpfe haben sich darüber ihre Gedanken gemacht. Das freut die Burgschwalbacher ungemein. Es wird nicht einfach lossaniert, es wird nun nach den gründlichen Untersuchungserkenntnissen das passende Gestein für die abgebrochenen Konsolen beschafft.

 

Statt wie ursprünglich vor mehr als 700 Jahren aus Taunus-Serizitgneis gestaltet, werden nun mit einem ähnlich aussehenden Sandstein die Fehlstellen korrigiert und ersetzt. Das ist keine böse Absicht, denn den Gneis gibt es in solch großen Mengen nicht mehr. Also muss ein ähnlicher Stein her, der ebenso statisch belastbar ist, um der alten Burg ihr Gesicht, ihren Charakter zu erhalten. So wird auch der hochverdichtende Mörtel samt dem Putz auf die vorhanden, schadhaften Stellen aufgebracht. Geschlämmt oder verputzt, das letzte Wort wird erst bei der aktuellen Ausbesserung gesprochen. Und falls Bausteine fehlen, so müssen auch diese erst beschafft werden, was nicht ganz leicht sein wird, denn die Steinbrüche, aus denen das Baumaterial für die stolze Burg herangeschafft wurde, sind längst geschlossen oder erschöpft.

 

Rainer Simon (LBB) verwies noch auf Verschiedenheiten der benutzbaren Materialien, die Putzproben und die vielen fast unsichtbaren reparaturbedürftigen Stellen im Mauerwerk. Doris Stoll (Bau- und Technik) und Armin Kraft (Liegenschaftsabteilung) machten sich ebenso ein genaues Bild von dem geplanten Vorhaben, dessen Gelingen auch für die Touristik an der Aar und am Palmbach nicht unwichtig ist.

 

Sabine Groß vom Finanzministerium berichtete über die finanziellen Möglichkeiten der Großsanierung, die bisher mit 1 Million Euro vorerst im Haushalt genehmigt wurde. Weitere 3,6 Millionen Euro Baukosten werden für die nächsten Bauabschnitte erwartet und sind mit eingeplant. Die Sanierung wird in Etappen vorgenommen, und so kann es sein, dass das Wahrzeichen Burgschwalbachs über längere Zeit eingerüstet bleibt. Das sollte die Gäste und Besucher nicht von einem Besuch abhalten, denn der Gastronomiebetrieb geht weiter. Zahlreiche Bürger aus Burgschwalbach hatten sich eingefunden und stellten ihre Fragen bezüglich der Baumaterialien und des späteren Erscheinungsbildes ihrer Burg, dass sich nach ihren Wünschen nicht viel verändern sollte, so die Meinung einiger ängstlicher Anwohner. Doch was sein muss, muss sein, so Sabine Groß, denn die Schadensermittlungen sind inzwischen abgeschlossen, und die Sanierung beginnt. Ein neuer Abschnitt für das alte Gemäuer lässt hoffen, dass die Schlösser- und Burgenkultur an der Aar noch für einige Jahrhunderte Zukunft und gefestigten Bestand hat.

 

Wilma Rücker

 

Rhein.-Lahn-Zeitung Diez vom Donnerstag, 8. Juli 2010, Seite 22

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Veröffentlichung

Burgschwalbach
Do, 08. Juli 2010

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