Historische Geschichten umranken Kirche

Historie Gotteshaus in Zollhaus ist Besuch wert

Von unserer Mitarbeiterin Wilma Rücker

Zollhaus. Erst 81 Jahre alt ist die katholische Kirche Maria Empfängnis in Zollhaus. Damit ist sie noch eine verhältnismäßig junges Gotteshaus in unserer Region. Doch ranken sich einige historische Geschichten um das Gebäude.

Das vorwiegend evangelisch geprägte Gebiet an der Aar hatte bis dahin – außer in Diez, Limburg und Balduinstein – kein katholisches Gotteshaus. Die ersten Katholiken rund um Hahnstätten fuhren vor etwa 100 Jahren mit der Aartalbahn nach Limburg zum Gottesdienst oder gingen zu Fuß nach Daisbach (nach 1945 zu Hessen gehörend) zur heiligen Messe. Es waren vor allen die vielen fremden Arbeiter, die in dem neu erblühten Industriegebiet rund um Zollhaus ihr Brot verdienten und dabei den katholischen Glauben mitbrachten.

Ein ausrangierter Lagerschuppen der Firma Dembach (das heutige Gemeindehaus) wurde provisorisch zum Gotteshaus umfunktioniert. Da immer mehr Katholiken herzogen, stiftete die Firma Dembach – einst ein großes Unternehmen mit Produkten für den Landhandel – das neben der damaligen Notkirche gelegene Brachland zum Bau einer Dorfkirche. Auch das Grundstück gegenüber, heute Parkplatz, gehörte zur Schenkung und wurde lange als Pfarrgarten genutzt.

Der Kirchenbau, ein einschiffiges Gebäude mit abgerundetem Chorraum, wurde 1929 beendet. Das markante Gebäude wurde aus heimischen Bruchsteinen errichtet. Seine spitzbogigen Fensternischen fallen ins Auge. 24 000 Mark betrugen die Baukosten, die mithilfe des Bonifatiusvereins und durch Spenden von Gläubigen gestemmt werden konnten.

Zunächst fehlte es an ortsansässigen Geistlichen. Die Pfarrer reisten für die Gottesdienste an. Sie kamen meist aus Limburg, unter ihnen Bischof Ferdinand Dirichs und Dr. Höhler. Nach dem Krieg, der auch in Zollhaus seine Blutopfer forderte, kamen neue Katholiken aus dem Sudeten- und Egerland, die sich eine neue Heimat aufbauten. Und endlich wurde auch eine Orgel in die Kirche eingebaut. Sie wurde vom Kloster Marksheim am Main übernommen. 1949 wurde auf dem Platz der einstigen Notkirche das heutige Gemeindehaus errichtet, das seit zwei Jahren mit dem Abbild der Raphael-Madonna verziert ist.

Nach Pfarrer Prades Amtszeit ist heute Pfarrer Bruder Friedrich Neumüller seit sechs Jahren hier der Hausherr. Er verkündet außerdem noch in den Pfarrgemeinden Katzenelnbogen und Pohl das Wort Gottes. Pfarrer Neumüller berichtet, dass der marmorierte Hochaltaltar aus einer Kirche in Münster-Maifeld nach Zollhaus kam. Leider ist es nicht möglich, einige bauliche Details der Kirche zu erfahren, da seit ein paar Jahren die Kirchenchronik verschwunden ist. Aber das Kirchlein am Wegesrand in den Einrich hat einige beachtenswerte Gegenstände zu bieten. Da ist die Riemenschneidermadonna, eine alte Replik, die aus Bayern stammt. Ingetraud Schneider sorgt dafür, dass der schlichte, wohlgeformte Taufstein aus hellgrauem Lahnmarmor für Taufen stets mit echten Blumengirlanden geschmückt wird. Ein altes reliefartiges Weihnachtsbild gibt Rätsel auf. Es soll von einem Kirchenmitglied aus der Vorgängerkirche (Schuppen) gerettet worden sein und hat seinen Platz hinter dem Taufstein. Auch die 15 Stationen des Kreuzweges sind eine Besonderheit. Aus Lindenholz und handgeschnitzt, zeigen sie Jesu Leiden bis zur ungewöhnlichen 15. Station, der Auferstehung.

Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Dienstag, 3. Mai 2011, Seite 19

Pfarrer Bruder Friedrich Neumüller vor dem schönen Altar, der einst eine Kirche in Münster-Maifeld schmückte. Auch die Stationen des Kreuzweges sind eine Besonderheit der katholischen Kirche in Zollhaus. Foto: Wilma Rücker

 

Messe einmal miterleben

Wer sich für die kleine Kirche am Wegesrand interessiert: Pfarrer Neumüller lädt regelmäßig für samstagabends um 18 Uhr zum Gottesdienst und dienstags um 18.30 Uhr zur Werktagsmesse ein. An jedem ersten Montag im Monat gibt es ein Mittagessen für Alleinstehende. Ingetraud Schneider kocht das Hauptgericht, und Wilma Maiwald kümmert sich um den Nachtisch.

Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Dienstag, 3. Mai 2011, Seite 19

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Veröffentlichung

Burgschwalbach
Di, 03. Mai 2011

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