Ev. Kirchengemeinde: Gelebtes Beispiel für die Integration von Flüchtlingen

Hilfsaktion In Burgschwalbach hat sich eine private Initiative gegründet.  Von unserem Mitarbeiter Uli Pohl

 

Burgschwalbach. Ihr Schicksal und ihre Leiden lassen sich kaum erahnen. Etwas schüchtern, zurückhaltend, doch auskunftsfreudig und höflich beantworten die drei Männer im evangelischen Gemeindehaus in Burgschwalbach in einem Gespräch mit der RLZ die Fragen zu ihrer Herkunft und auf welchen Wegen sie in den Ort in der Verbandsgemeinde Hahnstätten gelangten. Die drei Männer aus Eritrea sind im evangelischen Gemeindehaus untergebracht. Das Haus im Besitz der Kirchengemeinde steht leer, seit die Pfarrerin Burgschwalbach verlassen hat. Die Seelsorge in der Kirchengemeinde übernahm Pfarrer Stefan Fischbach aus Oberneisen, der beide Gemeinden seelsorgerisch betreut.

Im August kam die Anfrage der Verbandsgemeinde, den vorhandenen Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. In einem spontanen Treffen erklärte sich der Kirchenvorstand bereit, einen Teil der Wohnung für die drei Eritreer zu vermieten. Im Haus ist noch das Gemeindebüro eingerichtet. Die Männer sind 36, 32 und 20 Jahre alt.

 

Es ist ein Beispiel, das Schule machen könnte

Diese Situation war der Auslöser für eine vorbildliche Hilfsinitiative im Ort. Ein Beispiel, das Schule machen könnte. Rund 20 Bürger erklärten sich bereit, die Eritreer zu unterstützen, ihnen ergänzend zur Versorgung durch die Verbandsgemeinde eine Hilfestellung im alltäglichen Leben zu geben. Mit den Eritreern weitete sich der Blick auf die weiteren Asylsuchenden in Burgschwalbach. Dort wohnen zurzeit noch eine syrische Familie mit drei Kindern sowie eine tsche tschenische Familie mit vier Kindern. Anfang November wird eine weitere Familie aus Syrien erwartet. „Der Einzug der drei Männer in das Gemeindehaus war die Initialzündung für spontane Hilfeleistungen für alle Flüchtlinge im Ort“, berichten Andrea Dressler aus dem Kirchenvorstand und Pfarrer Stefan Fischbach. Sie betonen beide ausdrücklich, dass es sich nicht um eine Initiative der Kirchengemeinde handelt.

„Zu einem ersten Treffen, in dem wir die Situation thematisierten, kamen rund ein Dutzend Bürger aus dem Ort. Hilfsbereite Menschen, die vom Schicksal der Flüchtlinge erfahren hatten“, erklärt Andrea Dressler. Inzwischen sind rund 20 Einwohner in einem Netzwerk organisiert, tauschen sich über noch benötigte Dinge für den Lebensunterhalt der Flüchtlinge aus. Die Verbandsgemeinde stellt eine Grundausstattung bereit. Doch darüber hinaus werden viele Dinge benötigt. So erklärten sich Frauen und Männer aus Burgschwalbach bereit, den Asylsuchenden erste Deutschkenntnisse beizubringen. Während Frauen in einem Kurs der Volkshochschule in der Verbandsgemeinde Deutsch lernen können, gab es bisher kein Angebot für Männer. Über das Mehrgenerationenhaus im Kreml wurde jetzt ein Kurs für sie organisiert. Ab Januar können sie in Zollhaus die deutsche Sprache erlernen, eine Voraussetzung für den weiteren Aufenthalt in der Bundesrepublik. Alle haben einen Antrag auf Asyl gestellt. Sie wollen in Deutschland bleiben, ihre Vergangenheit hinter sich lassen.

 

Jetzt sind sie zum Weltklang-Festival eingeladen

Die Initiative treibt die Integration der neuen Mitbewohner in den Ort voran. Mit Besuchen auf dem Sportplatz am Märchenwald oder der Begleitung zu Einkäufen wurden erste Hürden überwunden. Am heutigen Samstagabend sind die drei Eritreer zum Besuch des Weltklang-Festivals in Katzenelnbogen eingeladen. Dort treffen sie auf Asylsuchende, die in der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen untergebracht sind. Für sie hat Veranstalter Matthias Frey Freikarten zur Verfügung gestellt. Ein Zeichen der Integration, der Hilfsbereitschaft und dass alle in der Region willkommen sind.

Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Samstag, 25. Oktober 2014, Seite 11

 

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Veröffentlichung

Burgschwalbach
Di, 28. Oktober 2014

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