Oberhäuserhof

Historie reicht bis ins neunte Jahrhundert

Jubiläum Am 17. Juni öffnet der Oberhäuser Hof in Burgschwalbach seine Pforten – Familie Gethmann ist dort heute seit 50 Jahren zu Hause.  Von unserer Mitarbeiterin Wilma Rücker

Burgschwalbach. Viel Historie birgt der Oberhäuser Hof, in der Gemarkung Burgschwalbach. Seit 50 Jahren lebt dort die Familie Gethmann und bearbeitet den landwirtschaftlichen Betrieb. Am 17. Juni öffnen sie ihren Hof für die Öffentlichkeit und feiern ihr Jubiläum mit allen interessierten Besuchern. Die Geschichte des Hofes reicht bis ins Jahr 879 zurück. Der evangelische Geistliche Dekan Christian Daniel Vogel (1798 bis 1852) der ab 1831 in Kirberg lebte, forschte und arbeitete und auch dort beigesetzt ist, vermerkt dieses Jahr in seiner „Historischen Topographie des Herzogthums Nassau“. Damals war der Hof vermutlich Bestandteil eines Dorfes und zählte zur Kirche in Kettenbach. So kann man davon ausgehen, dass vor dem Dreißigjährigen Krieg in der Region noch einige Dörfer mehr angesiedelt waren und durch den Krieg zerstört wurden. Gebrandschatzt, verlassen, wie so viele weitere kleinere Orte in der Region.

Doch jener Hof Oberhausen, in Burgschwalbach Oberhäuser Hof genannt, hat die Wirren der Zeit überstanden. Jedoch nicht mehr im Originalzustand, denn die vielen, schnell wechselnden Besitzer und Bewohner sind nicht gerade schonungsvoll und erhaltend mit ihm umgegangen.

Stabilität kehrte mit der Familie Gethmann ein. Anne und Hans Gethmann zogen heute vor 50 Jahren, am 3. Mai 1962, dort ein und entfernten zunächst tonnenweise Relikte aus vergangener Zeit. Die junge Familie Gethmann kam aus Monheim in das Palmbachtal. Sie bewirtschafteten in der Nähe von Monheim einen Hof, der durch die Umwandlung der landwirtschaftlichen Fläche in ein Industriegebiet nicht mehr genügend Lebensraum und Anbaufläche bot. Durch diese kommunalpolitisch gewollte Umwandlung fand die junge Familie durch einen Makler den Oberhäuser Hof in Burgschwalbach. Friedrich-Wilhelm (Frieder) Gethmann, Jahrgang 1959, damals drei Jahre alt, ist heute der „Chef“ über 115 Hektar Betriebsfläche und etwa 100 Bullen der Rassen Limousin, Fleckvieh und Charolais, die dort gemästet werden. Bis 1995 investierten Gethmanns in die Milchwirtschaft, die anschließend auf die arbeitserleichternde Form eines Mastbetriebes umgestellt wurde. Unterstützt wird er von seiner Frau Margret, seiner Mutter Anne, den beiden Kindern Lars-Hendryk und Elena sowie seinem langjährigen Mitarbeiter. Die Stallungen sind generalüberholt und den heutigen Richtlinien angepasst. Das Wohngebäude, so die Seniorchefin Anne Gethmann, wurde etwa 1906 erbaut. Zuvor muss ein Brand gewütet haben, dem auch das alte Schweinehaus zum Opfer fiel. Leider sind aus den vergangenen Jahrhunderten wichtige Daten nicht mehr greifbar, um diesem imposanten Anwesen einen lückenlosen Zeitablauf zu dokumentieren. In direkter Nachbarschaft, so berichtet Anne Gethmann weiter, existierte weiter die „Käsmühle“ und der Fichtenhof. Beide Anwesen sind jedoch von der Landkarte verschwunden.

Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Donnerstag, 3. Mai 2012, Seite 22

 

Die Geschichte des Hofes Oberhausen reicht lange zurück. Heute wohnt dort die Familie Gethmann.Foto: Wilma Rücker

 

Weitere Details aus der Geschichte

In den Aufzeichnungen von Christian Daniel Vogel finden sich weitere Hinweise und Anmerkungen: „Aus dem Amte Wehen, welches noch zum Niederlahngau gehörte. Ouverenhusen, ein Hof, der 879 als Dorf bestand“. Dort folgt der Bericht des zuständigen Gerichtes Kettenbach in seiner ganzen wechselvollen Geschichte. Außerdem wird die Lage beschrieben von „Haynhusen und Selebach“, zwei ausgegangenen Dörfern, die ebenfalls 879 erwähnt wurden. So lag „Haynhusen“ (heute Hinterhausen genannt) bei Kettenbach, wo heute noch der Name eines Feldes daran erinnert. „Selebach“, (heute „In der Sillbach“ genannt), so Historiker Vogel, sei nun der Name eines Wiesen- und Waldgrundstückes zwischen Panrod und Burgschwalbach. Das ausgegangene Dorf Selebach könnte somit in unmittelbarer Nachbarschaft des Oberhäuser Hofes gelegen haben. wr