Ortsgemeinde:Hölzer lassen auf genaue Bauzeit schließen

Historie Neue Fakten zur Entstehung der Burg Schwalbach  Von unserem Redakteur Uli Pohl

 

Burgschwalbach. Am Montag begann der Abbau des mehr als 50 Meter hohen Gerüsts, das den Bergfried der Burg Schwalbach rund ein halbes Jahr verhüllte. Laute Hammerschläge schallten gestern aus der luftigen Höhe des Turms und breiteten sich über den Ort aus. Die neu verputzten Zinnen waren bereits wieder zu erkennen. Mit dem Abbau des Gerüsts rückt das Ende des zweiten Bauabschnitts im Zuge der kompletten Burgsanierung immer näher. Im kommenden Jahr, so hoffen die Verantwortlichen aus dem LBB Niederlassung in Diez, soll je nach Finanzlage im Haushalt der letzte Abschnitt in Angriff genommen werden (die RLZ berichtete).

Der zweite Abschnitt beinhaltete bauhistorische Untersuchungen. Die nahm Bauforscherin Jutta Hundhausen vor. Deren Erkenntnisse haben Auswirkungen auf die geschichtliche Relevanz der Burg. „Ging man bisher davon aus, dass die Burg mit Bergfried in einer relativ kurzen Zeit von 1368 bis 1371 durch den Grafen Eberhard von Katzenelnbogen als letzte der imposanten Bauwerke in nur drei Jahren errichtet wurde, deutet sich jetzt eine längere Bauzeit von mehreren Jahrzehnten an“, berichtete Jutta Hundhausen. Zwar seien die Untersuchungen noch nicht ganz abgeschlossen, doch durch die dendrochronologisch unter die Lupe genommenen Rüsthölzer neue Fakten zutage getreten. Die Dendrochronologie ist eine Datierungsmethode, bei der die Jahresringe von Bäumen anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer bestimmten, bekannten Wachstumszeit zugeordnet werden. „Durch die entnommenen Rüsthölzer aus dem Bergfried ließ sich die Zeit des Einbaus bis auf eine halbes Jahr genau datieren. Ergänzt wurden diese Informationen mit Vergleichswerten, die bereits zuvor für die Region ermittelt wurden“, berichtet Jutta Hundhausen.

Bei dem untersuchten Holz handelt es sich um Eiche und Buche. Die Rüsthölzer dienten beim Bau als Verbindung zwischen dem Gerüst und dem weiter wachsenden Bergfried. Bei den Nachforschungen sei außerdem deutlich geworden, dass der Bergfried zunächst niedriger geplant war. Während des Baus habe man sich dazu entschieden, ihn höher anzulegen. So seien die Rüsthölzer aus dem Zinnkranz auf die Jahre 1391 und 1392 datiert. „Zurzeit gehen wir davon aus, dass 1370 zunächst eine Burg errichtet wurde. Alle weiteren Bautätigkeiten folgten in zeitlichen mal größeren, mal kleineren Abständen“, so die Bauforscherin. Die untersuchten Rüsthölzer wurden zum Teil wieder in die Originallöcher zurückgelegt. Andere Hölzer sind jetzt in einer Aluminiumbox verstaut, um sie späteren Generationen von Forschern zu erhalten, die vielleicht über noch besserer Möglichkeiten zur Datierung verfügen. Die Box wird künftig in einem für Besucher nicht zugänglichen und verschlossenen Seitengang im Bergfried sicher verstaut.

Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Mittwoch, 6. November 2013, Seite 18

Auf der neu angelegten Wehrplattform erläuterten die Planer aus dem LBB Niederlassung in Diez gemeinsam mit der Bauforscherin Jutta Hundhausen (2. von rechts) die Datierung der Rüsthölzer (Foto oben). Unten links: Die bereits fertige Kapelle, die künftig für Außengastronomie der Burg genutzt werden kann. Unten links: Der Zinnkranz auf dem Bergfried war gestern nach dem Abbau der ersten Gerüstteile bereits wieder zu erkennen. Fotos: Uli Pohl

Fotoserien

Restaurierung Burg (MI, 06. November 2013)

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Veröffentlichung

Burgschwalbach
Mi, 06. November 2013

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